Magerbeet im Naturgarten
Ein Magerbeet ist ein Bereich, der durch Nährstoffarmut und Trockenheit gekennzeichnet ist. Die meisten heimischen Wildpflanzen bevorzugen derartige Standorte, weil sie als konkurrenzschwächere und langsamer wachsende Pflanzen auf den nährstoffarmen, meist trockenen Böden eher die Möglichkeit haben, sich zu behaupten.
Magerstandorte beheimaten aus diesem Grund nicht nur eine größere Vielfalt, sie zählen auch mit zu den artenreichsten Lebensräumen für Insekten, da die kargen Bedingungen dazu führen, dass die Pflanzen meist üppig blühen, um ihren Fortbestand zu sichern.
Auf nährstoffreichen Flächen setzen sich stattdessen eher schnellwachsende Gräser und einige wenige andere dominierende Wildpflanzen durch. Die Vielfalt ist deutlich geringer und das Angebot für Insekten begrenzter.
Magerstandorte kommen heutzutage nicht mehr sehr häufig vor, weil die richtige Mischung aus geringem Nährstoffeintrag und seltener aber regelmäßiger Mahd kaum irgendwo angewendet wird. Die meisten unversiegelten Flächen werden landwirtschaftlich genutzt (hoher Nährstoffeintrag) oder es handelt sich um Waldflächen.
Geeignete Bedingungen finden sich interessanterweise oft überall dort, wo es geschotterte Flächen gibt, die zumindest noch einer Teilpflege unterliegen, also z. B. entlang von Feldwegen, auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, still gelegten Industriestandorten, entlang von Bahngleisen, aber auch in Neubaugebieten, wo in den zukünftigen Gartenflächen noch Reste von Bauschutt liegen oder Flächen zur vorrübergehenden Befestigung geschottert wurden. Diese Erfahrungen habe ich auch in unserem Garten gemacht. Für den Bau unserer Terrasse lag längere Zeit ein Schotterhaufen im Garten, auch hier sind die typischen Pflanzen des Magerbeets gewachsen (s. Bild 01).
Bild 1: Magerbeet-Pflanzen im Schotterhaufen
In Gärten, gerade in den älteren, muss zur Anlage eines Magerbeetes der Boden im entsprechenden Bereich oftmals deutlich abgemagert werden. Häufig wird dieser hierfür abgetragen und in "Magerform" neu aufgebaut. Diesen Weg habe ich nicht gewählt, vorhandene Strukturen wollte ich erhalten und diese bestmöglich abmagern. Hinzu kommt, dass ich bereits einen Standort im Garten habe, der weitestgehend die Anforderungen an ein Magerbeet erfüllt. Meine Versuche und einzelnen Schritte, den Bereich natürlicher zu gestalten, möchte ich Euch im Folgenden schildern.
An unserer westlichen Grundstücksgrenze gibt es einen ca. 1,50 m breiten und 10 m langen mit Kies belegten Weg, nur durch einen filigranen Zaun vom Feld getrennt. Der Standort ist vollsonnig, eher trocken und mager und eignet sich somit gut für die Ansiedlung einer Vielzahl von heimischen Wildpflanzen.
Als wir das Grundstück gekauft haben, wuchs dort nichts, vermutlich, weil bis dahin alles regelmäßig abgemäht und entfernt wurde, es gab nur den Kiesstreifen (s. Bild 02).
Bild 2: Kiesstreifen an der Grundstücksgrenze
Ich habe diesen Teil ab Sommer 2016 nicht mehr gemäht oder in irgendeiner anderen Weise bearbeitet, auch nicht extra gewässert. Sehr schnell haben sich vor allem diverse Gräser, Klee, gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) und scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) angesiedelt, alles nicht unbedingt typische Pflanzen auf einem Magerstandort. Das lag vor allem daran, dass diese Pflanzen in der Umgebung häufig vorkommen und sich schnell und ungestört ausbreiten konnten. Pflanzen für magere Standorte finden sich in der Umgebung eher weniger.
Aus diesem Grund habe ich im unteren Bereich des Kiesstreifens auf ca. 3,0 m Länge im Frühling 2018 eine zum Standort passende Saatgutmischung mit heimischen Wildpflanzen ausgesät (s. Bild 03). Ein Teil des Kiesbelages wurde hierzu vorher entfernt, weil ich dachte, die Sämlinge könnten sich so besser durchsetzen. Dies hat sich im Nachhinein als nicht erforderlich herausgestellt, die kleineren und größeren Steine bilden kein Hindernis für die Sämlinge.
Bild 3: Saatgutmischung nach Entfernung des Kiesstreifens
Die Saatgutmischung hat sich anfangs ziemlich schwer getan, so richtig gewachsen sind zuerst nur die Rosetten der zweijährigen Nachtkerzen (Oenothera spec.), die Malven (Malva spec.) und etwas Johanniskraut (Hypericum perforatum) (s. Bild 04). Das entsprach noch nicht der "wilden Vielfalt", die ich mir für den Bereich vorgestellt habe, aber mir war klar, dass Geduld gefragt ist.
Bild 4: Pflanzen der Saatgutmischung im ersten Jahr
Im oberen Teil des Kiesstreifens haben sich bereits im ersten Jahr diverse Disteln angesiedelt (s. Bild 05) und dadurch, dass dort nur einmal im Jahr gemäht wird, haben diese sich gut ausgebreitet. Zu finden sind sie mittlerweile auch in fast allen anderen Bereichen des Gartens, die wenigstens halbtags sonnig sind. Disteln sind eine wichtige Bereicherung und die Blüten werden von Insekten (z.B. Schmetterlingen, Wildbienen), die Samenstände von Vögeln (z.B. Distelfinken) gleichermaßen gerne angeflogen.
Bild 5: Disteln im oberen Teil des Magerbeets
Im Frühling 2020 haben wir den Zaun erneuert, wobei bewusst wieder eine sehr lichtdurchlässige Lösung gewählt wurde, damit der Standort vollsonnig bleibt, denn diese Bedingungen - vollsonnig und mager - gibt es sonst nirgendwo mehr auf dem Grundstück. Für den Zaun hatte ich mir ursprünglich eine Staketenlösung gewünscht, weil diese aus meiner Sicht optisch viel mehr zu einem Naturgarten passt, aber diese Art von Zaun hätte einen deutlicheren Schattenwurf hervorgerufen.
Die Fläche wird seit Grundstückskauf nur noch einmal im Jahr (im frühen Frühling) gemäht, ansonsten bleibt sie sich selbst überlassen und hat sich mittlerweile gut entwickelt (s. Bild 06). Zwischenzeitlich habe ich noch Saatgut von anderen heimischen Wildpflanzen, die nach meiner Ansicht gut zum Standort passen, ergänzend dazu gestreut.
Bild 6: Pflanzen im Magerbeet
Es hat sich allerdings herausgestellt, dass die Kiesauflage des Weges alleine noch nicht genug Magersubstrat bietet, um die an dieser Stelle unerwünschten schneller wachsenden Pflanzen für fettere Standorte zurückzuhalten. Sie wurzeln durch die obere Kiesschicht durch und breiten sich zunehmend stärker aus (s. Bild 07).
Bild 7: Zu dominante Pflanzen im Magerbeet
Aus diesem Grund greife ich zwischendurch mittlerweile ein und entferne diese Pflanzen, sobald sie Überhand nehmen.
Ziel für die Zukunft ist, das Magersubstrat zu verstärken, indem ich noch mehr Kies aufschütte bzw. gesammelte Steine aller Größen dazu lege, in der Hoffnung, dass meine Eingriffe zum Entfernen von zu dominanten Gräsern, Klee, etc. weniger werden können.
Magerbeet im Naturgarten anlegen, meine Erfahrungen:
• Selten, aber regelmäßig mähen, z.B. einmal im Frühjahr
• Zu dominante (Konkurrenz-)Pflanzen entfernen
• Magere Bodenbeschaffenheit unterstützen, durch Einbringen von Kies, Schotter, Splitt etc.
• Pflanzen vor dem Aussamen entfernen