Vorgarten naturnah gestalten
Auch der Vorgarten eines Hauses kann gemäß dem Naturgartengedanken angelegt und gestaltet werden, allerdings ist dies oft nicht ganz einfach, meistens ist für den Eingangsbereich eine gewisse Ordnung und Struktur gewünscht, die häufig im Gegensatz zur Wildheit einer natürlich wachsenden Fläche steht. Hinzu kommt, dass der Bereich nicht selten von der Größe her begrenzt ist und eine Kombination unterschiedlicher Gestaltungselemente keinen Platz findet.
Wenn wie in unserem Fall ein bereits bestehender Vorgarten umgewandelt werden soll, stellt sich zudem die Frage, wieviel von der bestehenden Struktur verändert wird, da vorhandene Bepflanzung und Gestaltungselemente oft schon Lebensräume darstellen.
Unser Beet im Vorgarten bestand hauptsächlich aus Rosen, im Frühling mit diversen Narzissen (Narcissus) unterpflanzt, was beides mit Naturgarten leider so gar nichts zu tun hat. Dazwischen wuchsen immerhin zwei Lavendelbüsche (Lavandula angustifolia) und an der Hauswand rankte eine Clematis. Zur Straße begrenzt wurde das Ganze durch einen niedrigen Zaun (s. Bild 01).
Bild 1: Vorgarten mit Zaun im Ursprungszustand
Zunächst haben wir den Zaun entfernt, weil wir diesen nicht benötigten. Die Rosen waren Gegenstand längerer Überlegungen, da sie einerseits für die heimischen Insekten kaum Nutzen haben, sie andererseits jedoch seit Anbeginn zum Vorgarten gehören und optisch natürlich sehr ansprechend sind. Zudem passen sie ideal zum Standort. Somit habe ich mich entschieden, sie zu behalten und sinnvoll zu ergänzen.
Der Standort ist vollsonnig, ich benötigte also Pflanzen, die dafür geeignet sind und möglichst auch mit wenig Wasser auskommen, da der Vorgarten wenig bis gar nicht gegossen wird.
Im ersten Schritt habe ich einige neue Rosmarin- und Lavendelsträucher vor die stark runter geschnitten Rosen gesetzt (s. Bild 02). Rosmarin (Salvia rosmarinus) und Lavendel (Lavandula angustifolia) sind bei uns nicht direkt heimisch, wurden mittlerweile aber eingebürgert. Weil sie mit dem Standort sehr gut zurecht kommen und zudem eine wertvolle Bereicherung für die Insekten sind, habe ich sie ausgewählt.
Bild 2: Rosmarin- und Lavendelsträucher im ersten Jahr
Im Laufe der folgenden Jahre wurden noch diverse Blumenzwiebeln mit Frühblühern gepflanzt (u.a. wilde Tulpen, Tulipa sylvesris, die sich sehr schön vermehren) und Stockrosen (Alcea rosea) ausgesät, die Beetgrenze hat eine Ergänzung mit Salbei (Salvia) und Katzenminze (Nepeta cataria) erhalten (s. Bild 03).
Bild 3: Der Vorgarten im zweiten Jahr
Insgesamt lasse ich alles etwas üppiger wachsen und schneide weniger radikal zurück, die Büsche an der Beetgrenze konnten sich auf diese Weise prächtig entwickeln und stehen den Rosen in der Größe mittlerweile nicht mehr nach, so dass sich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen naturnahen Pflanzen und Zierpflanzen gebildet hat (s. Bild 04).
Bild 4: Naturnahe Pflanzen und Zierpflanzen nebeneinander
Ich überlasse auch dieses Beet im Großen und Ganzen sich selbst, jäte nur zu üppig wachsende Gräser aus, so konnten sich diverse Disteln selbst ansiedeln, welche neben den Stockrosen wahre Insektenmagnete sind. Auf diese Weise habe ich unserem ehemals doch eher sterilen Vorgartenbeet zu etwas mehr Natürlichkeit verholfen, ohne die ursprüngliche Struktur komplett zu zerstören (s. Bild 05).
Bild 5: Natürlichkeit im Vorgarten
Die Rosen wurden im letzten Sommer noch durch eine ungefüllte Wildrose ergänzt, die jetzt an der Wand hochranken darf und von Insekten viel besucht wird (s. Bild 06). Für die Zukunft geplant ist noch das Setzen von größeren Steinen, die sich in der Sonne aufwärmen und Rückzugsort und Lebensraum für diverse Insekten und Kleintiere bilden.
Bild 6: Ungefüllte Wildrose