Totholz im Garten
In einem naturnahen Garten spielt das Totholz eine sehr wichtige Rolle und sollte deshalb nicht fehlen. Es bietet einen vielfältigen Lebensraum und Rückzugsort für Insekten, Kleintiere und Vögel sowie für Pilze, Mikroorganismen und Bodenlebewesen.
Im Grunde lassen sich alle Zweige, Äste, Stämme und Holzteile verwenden, die durch Rückschnitt von Büschen und Bäumen oder durch Astbruch und dergleichen anfallen. Je nach Gartengröße und persönlichen Vorlieben kann Totholz in ganz unterschiedlichen Formen in die Gestaltung eingebunden werden oder man lässt den natürlichen Vorgängen im Garten ihren Lauf und das Totholz verbleibt dort, wo es anfällt.
Bei der Gestaltung mit Totholz ist der einfachste Schritt das Aufschichten von im Garten anfallenden Ästen und Zweigen sowie Reisig zu einem Totholzhaufen oder das Hinlegen eines größeren Einzelstücks Holz aus einem Stamm oder dickeren Ast. Dabei ist es im Prinzip egal, wie groß der Haufen wird, wo er liegt und wie er gestaltet ist, dies ist individuell anpassbar und somit auch für jede Gartengröße möglich.
Bild 01 zeigt beispielhaft einen lose aufgeschichteten Haufen dickerer Äste in unserem Garten, die Äste habe ich ungefähr auf die gleiche Länge gebracht, etwas gebündelt und dort abgelegt, wo bereits einige ältere dicke Aststücke lagen.
Bild 1: Totholzhaufen lose geschichtet
Der Standort ist halbsonnig, der Boden eher feucht, darüber wächst ein im Sommer sehr dichtes Brombeergestrüpp unter zwei großen Fichten, eine davon ist leider bei einem starken Sturm in der Mitte abgebrochen und mittlerweile gänzlich abgestorben.
Der Totholzhaufen hat keinerlei gestalterische Funktion, im Sommer ist er kaum zu sehen, bietet aber insbesondere durch das Brombeergestrüpp einen guten Rückzugsort und Lebensraum. Ich sehe dort z.B. immer wieder Erdkröten. Die bodenberührenden Holzteile sind mit weißen Pilzen überzogen und werden nach und nach von Insekten und Mikroorganismen in den Boden eingegraben und zersetzt.
Einen weiteren Haufen loser aufgeschichteter Äste haben wir an der östlichen Grundstücksgrenze (s. Bild 02). Diese Äste sind kürzer, weniger gerade und dünner (Birkenschnitt), der Totholzhaufen ist dadurch deutlich umfangreicher. Der Standort ist schattig und eher feucht, dennoch ist das Holz weitestgehend trocken und verrottet deutlich langsamer. Entlang des Zauns wächst Efeu, welches mittlerweile auch Teile des Holzhaufens erreicht hat. In diesem Gemisch aus Efeu und Holzstapel brüten die Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönige.
Bild 2: Totholzhaufen aus Birkenschnitt
Die Holzhaufen lassen sich auch als Gestaltungselement nutzen, z.B. als Abgrenzung, Beeteinfassung oder Sichtschutz in Form einer Totholzhecke. Das entspricht dem Prinzip der sogenannten Benjeshecken, die dadurch entstehen, dass eine Reihe stabilerer Holzpflöcke oder Äste mit einem gewissen Abstand und versetzt zueinander in den Boden gesteckt und dazwischen Äste, Zweige und Reisig gleichmäßig aufeinander geschichtet werden. Durch die richtige Wahl der vertikalen Holzpflöcke ist der Größe einer solchen Benjeshecke kaum eine Grenze gesetzt. Dem ursprünglichen Gedanken folgend sollte die Benjeshecke nach und nach von Hecken-Pflanzenschößlingen durchwachsen werden, die Vögel über die ausgeschiedenen Samen dort hin verbreiten. Dies war aber in erster Linie für Felder zur Flurbelebung gedacht und gelingt in der Praxis innerhalb eines Gartens eher selten. Dennoch ist auch die Benjeshecke oder Totholzhecke im Garten ein wertvoller Lebensraum.
Im unteren Teil unseres Gartens, der bei Kauf des Grundstücks so etwas wie ein wilder Komposthaufen gewesen ist, habe ich mehrere Totholzhecken verschiedener Größen und Formen angelegt. Aufgrund der hohen umliegenden Bäume kommt hier sehr wenig Sonne hin, der Boden ist eher feucht, sehr lehmig und zu einem Wall aufgeschüttet.
Einige der Holzhecken dienen der optischen Abgrenzung zum darunter liegenden Nachbargrundstück (s. Bild 03), sie sind etwa 1,0 m hoch und mindestens genauso breit. Ein Teil des abgebrochenen Stammes der alten Fichte liegt davor. Diese Totholzhaufen lasse ich während der Brutzeit komplett in Ruhe, weil hier ab Anfang März bis Ende September viele Vögel brüten, bei uns Zaunkönige, Grasmücken und Rotkehlchen. Außerhalb der Brutzeit lege ich jedes Jahr von oben einige Äste und Zweige nach, damit das Ganze seine Höhe behält, denn aufgrund des eher feuchten und schattigen Standortes verrottet das bodenberührende Holz relativ schnell.
Bild 3: Verwendung Totholz als Sichtschutz
Andere Holzhecken wurden angelegt, um den bis dahin wilden Kompost in unterschiedliche Bereiche abzutrennen (s. Bild 04). In einige der so entstandenen Felder lege ich immer nur losen Reisig und dünne Äste nach, damit der Gesamtaufbau der Totholzhecke etwas luftiger wird. In andere Felder kommt der komplette jährliche Rückschnitt des Gartens, sie ähneln damit einem Kompost, nur dass ich daraus nichts entferne und auch nicht in die Struktur eingreife, außer regelmäßig von oben nachzulegen. So sind mit der Zeit ganz unterschiedliche Totholzhaufen mit verschiedenen Lebensbedingungen entstanden, die von Igeln, Mäusen, Vögeln und Kröten bewohnt werden und natürlich von einer Vielzahl von Insekten und Mikroorganismen.
Bild 4: Totholz als Abtrennung
Die oben bereits erwähnte halb abgebrochene und abgestorbene Fichte haben wir so stehen lassen, wie der Sturm sie hinterlassen hat (s. Bild 05), es handelt sich hierbei also um einen abgestorbenen, aber noch nicht gänzlich umgefallenen Baum, um sogenanntes stehendes Totholz. Auch diese Form bietet vielfältigen Lebensraum, der Stamm wird mittlerweile von der Brombeere berankt, die ohne ihn nie in solche Höhen vordringen könnte. In unserem Garten gibt es noch ein weiteres stehendes Totholz, eine abgestorbene Kirsche, die mittlerweile von diversen Pilzen bewachsen wird und der Lieblingsbaum des Buntspechtes ist (s. Bild 06). Das Holz dieser Kirsche wird langsam morsch und einige dickere Äste sind schon abgebrochen. Sie wird vermutlich nicht mehr sehr lange als stehendes Totholz nutzbar sein.
Bild 5: Abgestorbene Fichte
Bild 6: Abgestorbene Süßkirsche mit Spechtlöchern und Pilzbewuchs